RNZ-Interview: Billy Goodman bleibt den Wurzeln immer treu (2024)

Von Peter Wiest

Heidelberg war eine der wichtigsten Stationen auf der musikalischen Weltreise des US-Sängers, Multi-Instrumentalisten und Komponisten Billy Goodman. Hier lebte der heute 69-Jährige lange und bereicherte die Musiklandschaft mit begeisternden Auftritten. Wurzeln hat das seit 2013 in Berlin lebende musikalische Ausnahmetalent noch immer in der Region. Mit Goodman sprach Peter Wiest über sein neues Album "Long Ago, Far Away" und seine Erinnerungen an Heidelberg.

Billy, du hast vor längerer Zeit, "long ago", in Heidelberg gelebt, wohnst aber jetzt in Berlin, also "far away". Hat das etwas mit dem Titel und dem Inhalt deines neuen Albums zu tun?

Billy Goodman: Nein, der Titel hat nichts direkt mit Heidelberg zu tun. Den Songtext hat mein Bruder Frank geschrieben, und dabei geht es um das Thema, mit dem sich vor allem alle ältere Menschen beschäftigen, wenn sie auf ihr Leben zurück schauen und sich an das erinnern, was gut und was weniger gut gelaufen ist. Das geht uns doch allen so, oder?

Wie sieht es mit dem musikalischen Hintergrund aus? Kehrst du mit dem Album zu deinen Wurzeln zurück, die auch in der irischen Musik liegen?

Ich bin meinen musikalischen Wurzeln immer treu geblieben. Und obwohl ich immer mehr oder minder klassische Rock-Musik gemacht habe, kann man natürlich die Folk-Anklänge auf all meinen Alben klar heraushören. Wenn du auf die irischen Töne anspielst, hast du natürlich auch recht: Ich wurde schließlich teilweise von meiner irischen Großmutter großgezogen, und deren keltischer Einfluss kann durchaus auch auf dem neuen Album herausgehört werden.

Dein neue Album ist mittlerweile das 15., das du gemacht hat. Auf welchem Platz steht es auf deiner persönlichen Hitparade?

Es steht zumindest momentan definitiv und absolut auf Platz eins! Für mich war es eine absolute Herzensangelegenheit, es aufzunehmen, und ich habe wirklich alles reingehängt, was ich nur konnte und was möglich war. Mittlerweile arbeite ich allerdings bereits am nächsten Album, und das wird dann wieder komplett anders werden. Ich werde darauf hauptsächlich Slide Gitarre spielen, und mein Freund Steve Kimock wird mit Sicherheit dabei ein. Momentan ist es ja wirklich an der Zeit, mal wieder den Blues zu spielen, und genau das wollen und werden wir tun.

Deine Ehefrau Sabine, die nach wie vor in Wiesenbach bei Heidelberg lebt und das Album koproduziert hat, hat es als ein Meisterstück bezeichnet. Stimmst du ihr zu?

Nur ein Egomane würde sein eigenes Werk selbst ein Meisterwerk nennen. Allerdings hat meine Frau Sabine fast immer recht, also hat sie auch in diesem Fall das letzte Wort. Wenn das Album tatsächlich ein Meisterwerk ist, dann wegen Sabines Beitrag dazu. Sie hat mich dabei unterstützt, meine mittlerweile 50-jährige musikalische Erfahrung voll auszuschöpfen und ein Album zu schaffen, das ganz auf das Wesentliche reduziert ist. Von vorneherein sollte dieses ein ganz klares künstlerisches Statement meines Lebenswerks sein, und ich glaube, das haben wir gut hinbekommen.

Die meisten Titel auf "Long Ago, Far Away" hast du selbst geschrieben, aber es sind auch zwei Coversongs von den Rolling Stones und von Paul Simon drauf. Wieso das?

Na ja, ich bin 1954 auf die Welt gekommen und war naturgemäß sehr stark von der Musik der 60er-Jahre beeinflusst, die mich mitgeprägt hat. Wenn ich dann zwei Songs aus dieser Zeit mit auf mein Album nehme, zeigt das doch, dass ich da durchaus authentisch bin. Andererseits war es mir dabei auch wichtig, die beiden Songs neu und sehr persönlich zu interpretieren – was, wie ich denke, dann auch gelungen ist.

Wer sind die Musiker, die mit dir auf dem Album zu hören sind?

Das ist nur einer. Ich selbst spiele alle Instrumente auf dem Album selbst außer der Geige, die Andrew Cadie spielt, der das Ganze darüber hinaus auch mitproduziert hat. Andrew ist bei euch in Heidelberg und der Region alles andere als ein Unbekannter; er tritt dort häufig auf.

In Heidelberg hast du von 1994 bis 2013 gewohnt und warst hier ein Eckpfeiler der musikalischen Szene. An was und an wen erinnerst du dich am meisten?

Zunächst natürlich an Frank Pyne, der damals das "Gringos" hatte und mich dort erstmals auftreten ließ. Ohne Franks Hilfe hätte ich gar nicht in Heidelberg bleiben können. Später bin ich dann im O’Reilly’s Irish Pub aufgetreten, auch mit meinem Bruder Frank als die "Goodman Brothers", und später mit der Billy Goodman Band mit Andrew Krell am Kontrabass, Steff Bollack am Schlagzeug und Martin Schulte an den Keyboards unter anderem im Cave 54 und im Jazzhaus. Herbert und Susi Grün von der Heidelberger Münzhandlung finanzierten dann unser erstes Album "Live in Amsterdam" mit Aufnahmen von einem unserer Auftritte in Holland, das Hanno Giulini in seinem Studio abmischte. Uli Rohde, der lange einen Musikladen in der Altstadt hatte, versorgte uns damals nicht nur mit Musikausrüstung, sondern auch mit gutem Rat und guter Laune. Gleich um die Ecke von seinem Laden hatte ich auch meine Frau Sabine bei einem Auftritt in einer Kneipe kennengelernt.

Besteht denn die Möglichkeit, dass du hier bei uns nochmal live auftrittst, auch mit dem neuen Album?

Ich will das auf jeden Fall tun und bin sicher, ich werde das hinbekommen. Toll wäre es, wenn ich im Cave, im Jazzhaus oder im Karlstorbahnhof spielen könnte.

Info: "Long Ago, Far Away" ist per Streaming oder für 15 Euro inklusive Porto auf CD erhältlich. Bestellungen per Mail an billy@billygoodman.com.